Allgemeine Anthroposophische Gesellschaft in Graz

Geld und Wirtschaft

Anfänglich herrschte unter den Menschen wohl Selbstversorgung, die sich - auch in Verbindung mit dem Sesshaftwerden - in ein Tauschsystem und dann in eine Art Gutscheinsystem zum " Geld" entwickelte. Vorerst war der " Wert" des Münzmetalles ausreichend zur Deckung, dann kam das Papiergeld, jedoch "abgesichert" durch eine staatliche Golddeckung (Abkommen von  Bretton-Woods, 1944) . Aber auch diese wurde Anfang der Siebzigerjahre aufgehoben, sodass heute de facto die von den Staaten ausgegebene Geldmenge keine innere Wertdeckung mehr hat. Nicht umsonst drucken daher Staaten wie England, Amerika und in letzter Zeit auch Europa laufend Unmengen von "frischem Geld".

Wir g l a u b e n daher nur mehr an den Wert des Geldes, ein realer Deckungsfonds besteht nicht.

Was ist eigentlich Geld, wofür arbeite ich bzw. für wen arbeite ich?

Geld an sich arbeitet nicht, es arbeiten immer Menschen! Diese arbeiten aber nicht für sich selber sondern immer für Andere. Wir arbeiten daher immer nur für andere Menschen.

Das ist in der R e a l w i r t s c h a f t gut so, hier werden Waren geliefert oder Dienstleistungen erbracht, dies gegen Geldleistung. In der G e l d w i r t s c h a f t fließt auch Geld von einer Seite an die andere Seite, aber o h n e Warenlieferung oder Erbringung von Dienstleistung. Hier wird fälschlich Geld zur Ware, es herrscht“ Geldhandel" mit Aktien, Börsengeschäften, Derivathandel, Termingeschäften etc. All das führt auf der einen Seite zur Geldvermehrung (ohne Gegenleistung), das Geld fehlt aber auf der anderen Seite, nämlich in der Realwirtschaft.

Dieser "Geldhandel" führt daher zu einer Vermögensverteilung zugunsten des Kapitals, verstärkt noch dazu durch Zins und Zinseszins.

Je nachdem zu welchem Zweck Geld eingesetzt wird unterscheiden wir zwischen Kauf- Leih- und Schenkgeld.

K a u f g e l d: Der Hingabe einer Geldmenge steht der Erhalt einer Ware (oder die Erbringung einer Dienstleistung) gegenüber. Jedermann - egal ob Bauarbeiter oder Generaldirektor - hat dabei dasselbe Recht, nämlich eine einwandfreie Ware zu erhalten. Diese Rechte regelt der Staat, wir befinden uns daher im R e c h t s l e b e n, in dem der Grundsatz der G l e i c h h e i t herrscht.

L e i h g e l d: Hier wird eine bestimmte Geldsumme zeitlich befristet an einen Dritten weitergegeben, der Betrag ist rückzahlbar. Geldgeber und Geldnehmer müssen sich über die näheren Modalitäten absprechen. Eine Einigung kommt erst dann zu Stande, wenn sich beide z.B. über Laufzeit und Zinshöhe einig sind. Das ist der Bereich des
W i r t s c h a f t s l e b e n s, in dem das Prinzip der B r ü d e r l i c h k e i t herrscht.

S c h e n k g e l d: Wenn z.B. ein Kredit ausgelaufen und getilgt ist, verringert sich der Preis des Endproduktes (wofür der Kredit ehemals diente) nicht. Es verbleibt dem Unternehmer jetzt der bisher zur Tilgung aufgewendete Betrag " über" und steht " zur freien Verfügung". Er kann darüber nach freiem Gutdünken verfügen und tun, was er will. Diesen Freibetrag kann entweder der Unternehmer " für sich" (als Urlaub, zur Weiterbildung, zum Hausbau...) verwenden oder aber damit Soziales leisten, Kunst und Kultur fördern oder Ähnliches tun. Damit befinden wir uns im Bereich des G e i s t e s l e b e n s und der F r e i h e i t.

"Man soll - möchte ich sagen - das Geld nicht so einfach in die Zirkulation hineinströmen lassen und ihm nun volle Freiheit geben zu tun, was es will. (Rudolf Steiner)

Genau das geschah und geschieht weiterhin!

In der (Welt)Wirtschaft findet ein Wirtschaftskrieg statt, es herrscht Konkurrenz und Verdrängungswettbewerb. Dem sollte eine Wirtschaft gegenüberstehen, die nur Sinnvolles fördert, Umwelt schont, Nachhaltiges fördert, einen sozialen Umgang mit den Mitarbeitern pflegt etc...

Ein Weg dazu wäre ein anderes "Gelddenken", wie z.B. regionale Komplementärwährungen (Styrrion, Waldviertler, Chiemgauer u.A.) es anstreben. Ein anderes "Gelddenken" fand auch Eingang in das Banksystem wie z.B. bei der
- GLS Bochum (Gemeinsames Leihen und Schenken)
- FGB Basel (Freie Gemeinschaftsbank Basel )
- Triodosbank oder dem Verein Hermes Österreich.

All diese Einrichtungen pflegen einen anderen Umgang mit Geld.

In der Wirtschaft können sich "Assotiationen" bilden, die Absprachen zwischen Produzenten und Konsumenten (allenfalls unter Einschluss des Handels) finden und so - ohne Überproduktion - die wechselseitigen Bedürfnisse  ohne teuren Werbeaufwand befriedigen. Ein Ansatz dazu wäre zum Beispiel SOLAWI (solidarisch landwirtschaften).

Wer soll ein Unternehmen führen?

Jedenfalls der Gründer, der ja die nötigen Fähigkeiten haben muss, anders floriert das Unternehmen ja nicht. Nach seinem Ableben soll aber nicht der Erbstrom zur Weiterführung berechtigen, es soll vielmehr der das Unternehmen leiten, der dazu " fähig" (Rudolf Steiner) ist.

In der heutigen Wirtschaft wird noch immer Wachstum gepredigt. obwohl bereits massive Überproduktion besteht, die nur mit hoher Exportförderung aus dem Land geschafft werden kann (und dadurch im Ausland die dortige Wirtschaft schwächt). Weit sinnvoller wäre in steigende Qualität zu investieren. Ein anderes Denken wäre nötig - nicht aus finanziellem Eigennutz sondern für die Menschen handeln.

Der Preis ist gerecht, der die Lebenskosten bis zur Fertigung  der Ware deckt, d.h.es muss auf die persönliche Situation, das Umfeld Bedacht genommen werden. (Rudolf Steiner)
Die Preisbildung heute sehen wir z. B. an den Tankstellen. Der Preis wird 1 x pro Tag festgesetzt, wobei auf die erwartete Nachfrage Bedacht genommen wird
(Wochenende, Ferien). Es wird aber kein Bedacht genommen, welche tatsächlichen Kosten der Betreiber hat, ist er entlegen oder an frequentierter Stelle.

Tatsächliche Gestehungskosten spielen daher kaum eine Rolle. Beispielsweise denkt eine anthroposophische Bank in der Schweiz derzeit darüber nach - um von der leidigen Zinsdiskussion wegzukommen - die tatsächlichen Verwaltungskosten der Bank durch Kostenbeiträge der Bankkunden (Einleger und Kreditnehmer) abzudecken. "Wer die Bank in dieser Form will, muss auch bereit sein, die zur Führung nötigen Kosten zu tragen".

Woher kann dieses - beispielhaft angeführte - Denken kommen?

Wohl nur durch Aufklärung, Schärfung des Bewusstseins und ein Bildungssystem, in dem eigenständiges Denken der Jugend gefördert wird. Einbekennen des bisherigen irrtümlichen Weges wird dazu gefordert sein.

Werner Achtschin, Hermes Österreich

Stand: März 2016

Hermes Österreich - Geistgemäße Geldgebarung
GLS Bochum
Triodosbank
FGB Basel